Irak-Konflikt könnte sich zu Handelsstreit auswachsen
(t-online-news)
Das transatlantische Zerwürfnis über einen möglichen Irak-Krieg droht sich zu
einem Handelsstreit auszuwachsen. Im US-Kongress gibt es Überlegungen, wie
Deutschland, Frankreich und Belgien für ihren Widerstand gegen die militärisch
harte Irak-Politik Washingtons abgestraft werden können.
Deutsche Produkte im Visier
"Alles, was wir tun können, um ihnen weh zu tun, ohne dass es uns weh tut,
werde ich unterstützen", sagte der republikanische Abgeordnete Peter King
der "Washington Post". Parlamentspräsident Dennis Hastert lässt prüfen,
wie der Import französischer Produkte - wie der Wassermarke Evian oder von
Rotwein - beschränkt werden kann. Wie die FTD aus Kongresskreisen erfuhr, nimmt
Hastert auch deutsche und belgische Produkte ins Visier. "Es gibt hier Überlegungen,
die allerdings nicht so ausgereift sind wie im Falle Frankreichs", heißt
es.
Zehn Prozent deutscher Exporte gehen in die USA
Schon der Streit über das Vorgehen gegen Irak - und nicht erst der mögliche
Krieg selbst - könnte also Unternehmen treffen. Rund 10,6 Prozent der deutschen
Exporte gingen 2001 in die USA, aber nur 2,5 Prozent der US-Exporte nach
Deutschland.
Mehrheit für Gesetzentwurf über Handelshemmnisse?
Der Republikaner Hastert - in der Hierarchie der USA nach dem Präsidenten und
dem Vizepräsidenten an dritter Stelle - könnte sich bei einem Gesetzesentwurf
über Handelshemmnisse im Kongress auf eine Mehrheit seiner Partei stützen.
Weil sich Handelsbeschränkungen der USA nicht durchsetzen lassen dürften,
untersucht Hastert, wie sich gesundheitliche Auflagen einführen lassen, die die
Einfuhr von Evian erschweren würden.
Rinderblut in französischem Rotwein
Im Blick hat Hastert auch französischen Rotwein. "Die Leute sollten
wissen, wie die Franzosen ihren Wein machen", sagte ein Sprecher Hasterts.
Angeblich setzten manche französische Firmen ihrem Wein Rinderblut zu, um ihn
zu klären - eine Methode, die wegen der BSE-Gefahr verboten ist. Hastert prüft,
ob französischer Rotwein künftig mit orangefarbenen Aufklebern versehen werden
soll, die davor warnen, dass die Flasche Rinderblut enthalten könne.
US-Investoren versagen Unterstützung
Auch Anleger in den USA reagieren. Ende der vergangenen Woche weigerten sich
einige große US-Investoren, Hochzinsanleihen des Industriekonzerns Legrand zu
kaufen. "Sie wollten aus politischen Gründen derzeit kein französisches
Unternehmen unterstützen", sagte ein Insider.
Deutsche und französische Unternehmen sind besorgt
Deutsche und französische Unternehmen sind besorgt. Rüdiger Günther, Chef des
Erntemaschinenherstellers Claas, wurde von Geschäftspartnern in den USA auf die
politische Lage angesprochen. "Was geht in Deutschland zurzeit eigentlich
vor?", hätten sie wissen wollen. Thomas Neubert vom Verband für
deutsch-amerikanische Wirtschaft im Silicon Valley sagte, es gebe auf jeden Fall
"Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen". Langfristig sind
besonders Rüstungsprojekte gefährdet. In der Branche wird das von Deutschland,
Italien und den USA geplante Luftverteidigungssystem Meads als Nagelprobe der
US-Strategie bewertet. Zuletzt war schon der Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann
bei einem Zukunftsprojekt des US-Heeres ausgebootet worden.
zurück