Die Schreckensnachrichten aus dem US-besetzten Irak nehmen
kein Ende. Während am Montag abend Hunderte italienische Kriegsgegner
vor der US-Botschaft in Rom gegen den Einsatz der Chemiewaffe »Weißer
Phosphor« im Irak protestierten, beschuldigte die UNO die
Irak-Besatzer, 10 000 Familien aus den Provinzen Anbar und Ninive
vertrieben zu haben. Irakische Folteropfer erhoben darüber hinaus
schwere Vorwürfe gegen die US-Truppen. Im Rahmen der anhaltenden US-Großoffensive
im Westirak wurden unterdessen 50 Menschen getötet. Nach Armeeangaben
vom Dienstag soll es sich bei den Toten ausnahmslos um »Aufständische«
handeln.
Ein am Dienstag bekanntgewordener Bericht der UN-Mission für den
Irak hält den amerikanischen Besatzern neben den Massenvertreibungen
vor, bei ihren Militäroffensiven gegen das Völkerrecht verstoßen zu
haben. So hätten die US-Truppen im Oktober in der Provinz Anbar Ärzte
festgenommen und medizinische Einrichtungen besetzt.
Schier Unglaubliches berichteten derweil die Geschäftsleute Thahe
Mohammed Sabbar und Schersad Kamal Chalid. Die beiden Iraker, in deren
Namen die Amerikanische Bürgerrechtsunion (ACLU) und die
Menschenrechtsorganisation Human Rights First Anzeige gegen
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und hohe Offiziere erstattet
haben, schilderten der Nachrichtenagentur AP, wie sie in Bagdad von den
Besatzern in einen Löwenkäfig geworfen worden waren. »Sie führten
mich hinter den Käfig, schrien mich an und schlugen mich«, erläuterte
der 37jährige Sabbar die Schreckensszenen. Dann habe einer der Soldaten
die Käfigtür geöffnet. Zwei Soldaten hätten ihn hineingestoßen. »Die
Löwen liefen auf mich zu, und da haben sie mich wieder rausgezogen und
die Tür geschlossen. Da bin ich ohnmächtig geworden.« Der 35jährige
Chalid gab an, dreimal in den Löwenkäfig geworfen worden zu sein.
Die US-Armee wies die Anschuldigungen zurück – wie sie dies zunächst
bei allen Foltervorwüfen getan hatte. Den Einsatz von »Weißem
Phosphor« in Falludscha räumten die Besatzer inzwischen ein.