Zeitung: USA fordern Awacs mit deutscher Besatzung
Die
Bundesregierung gerät wegen einer weiteren US-Anfrage nach militärischer
Unterstützung bei einem möglichen Irak-Krieg unter verstärkten Druck.
Washington hat die Nato-Partner um die Bereitstellung von Bündnis-Flugzeugen
vom Typ Awacs gebeten. Ein Drittel der Besatzung bestehe aus deutschen Soldaten,
berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) unter
Berufung auf die Bundesregierung. Das habe ein Nato-Sprecher bestätigt.
Auswärtiges Amt lehnt Stellungnahme ab
Die US-Anfrage soll dem Bericht zufolge der Bundesregierung bereits vorliegen.
Das Verteidigungsministerium dementierte, das Auswärtige Amt wollte sich zunächst
nicht dazu äußern.
Rückblick auf den Golfkrieg 1991
Bundesregierung in der Zwickmühle
Laut Zeitung wisse man in der Bundesregierung noch nicht, wofür die Amerikaner
die Nato-Maschinen anforderten. Problematisch sei, dass deutsche Soldaten auch
in der defensiven Überwachungsrolle direkt in Militäreinsätze gegen den Irak
verwickelt wären. Das ließe sich nicht mehr mit der Ankündigung von
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vereinbaren, Deutschland werde sich an
einem Irak-Krieg nur passiv beteiligen. Ein Abzug der deutschen Soldaten aus den
Bündnis-Mannschaften der Flugzeuge würde hingegen nach Ansicht deutscher Militärs
"einen Gau für die Nato" bedeuten. Die Opposition kritisierte
Opposition: "Selbst gebaute Falle"
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Jürgen Koppelin
kritisierte, die rot-grüne Bundesregierung befinde sich mit der US-Anforderung
nun in der "selbst gebauten Falle". Deutschland werde die Anfrage
nicht ablehnen können. Unions-Fraktionsvize Wolfgang Schäuble bezeichnete den
Fall als ein weiteres Beispiel für die "unseriöse Informationspolitik der
Regierung". Berlin enttäusche zunächst die Bündnispartner und könne im
eigenen Lager die bisherige Position einer Nichtbeteiligung Deutschlands nicht
mehr halten.
USA wollen Awacs als "fliegende Gefechtsstände"
Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hatte laut
FAS-Bericht am vergangenen Mittwoch die Nato-Mitgliedsländer um die
Bereitstellung der Awacs-Flugzeuge gebeten. Im Falle eines Irak-Krieges könnten
die Flugzeuge zur Luftraumüberwachung bei der Verteidigung der Türkei sowie
als "fliegende Gefechtsstände" zur Koordinierung von Luftangriffen
westlicher Streitkräfte eingesetzt werden.
Awacs überwachten zuvor US-Luftraum
Nach den Terroranschlägen vom 11. September in den USA waren schon einmal
Awacs-Maschinen von den USA angefordert worden. Von Oktober 2001 bis Mai 2002
waren sieben Flugzeuge zur Überwachung des US-Luftraums im Einsatz.